Sonntag, 29. März 2015

Alltag mit der Magensonde

Ich bin nun schon bald eine Woche wieder zu Hause- Die Tage vergingen im Fluge- Peter und ich sind vollbeschäftigt, einen neuen, der Situation angepassten, Rhythmus zu finden im Alltag. Wundversorgung, Trinken und Verabreichung von Medikamenten durch die Sonde, Umgang mit der Sondennahrung, all dies braucht noch viel Zeit im Moment. Doch langsam aber sicher werden die Handgriffe routinierter. Es wird jedoch unseren Alltag recht beeinflussen.

Meine Hosen, die ja anliegend geschnitten sind, passen  nicht mehr. Die Wunde ist so schön auf Hosenbundhöhe und den Schlauch muss ich auch irgendwo versorgen. Das bedeutet neue Hosen mit Dehnbund und hoffen, dass  dann mit kleinerem Verband, nach Abheilung der Wunde, einige Hosen wieder passen.

Eine Erleichterung für mich ist, dass ich nicht mehr so unter Druck stehe, trinken zu müssen, das ist schon mal gut. Trinken war ja äusserst beschwerlich. Oft habe ich mich auch verschluckt und aus Angst davor, viel zu wenig getrunken. Beim Essen hat die Umstellung im Denken und Fühlen noch nicht stattgefunden. Ich muss mir ganz bewusst sagen, dass ich nicht mehr essen muss, sondern darf, dass kein Druck mehr da ist, möglichst viele Kalorien zu mir zu nehmen wie vor der OP.

Ein Widerstand gegen den Fremdkörper im Magen ist jedoch immer noch vorhanden. Ich bin damit auch stark mit der Krankheit, und deren Einschränkungen für mich, konfrontiert. Ich hoffe, dass sich dies mit der Routine dann etwas legt und ich vor allem die Erleichterungen annehmen kann.











Sonntag, 22. März 2015

Umstellung

Nun ist es schon 3 Tage seit der OP. Ich habe immer noch ein wenig Schmerzen. Die OP verlief jedoch rasch und problemlos.

Ich kann bereits morgen Montag nach Hause.

Nun beginnt die grosse Umstellung. Ich werde die Hälfte der benötigten Kalorien über die Sonde zuführen.

Die grosse Erleichterung für mich ist, dass ich mich nicht mehr zum Trinken zwingen muss und die Menge an benötigter Flüssigkeit direkt über die Sonde geben kann. Das Trinken wurde je im Laufe der letzten Wochen immer schwieriger.

Einen guten Tipp erhielt ich von einer Pflegfachfrau hier: In eine kleine Sprayflasche z.B. Coca oder Tee etc. füllen, und so quasi als Mundspray verschiedene Geschmackrichtungen erhalten, auch wenn ich nicht mehr viel trinke.

Zu Hause seien bereits 3 Schachteln mit Sondennahrung und Zubehör eingetroffen. Morgen Nachmittag kommt dann die Betreuerin der Nahrungsfirma nach Würenlingen und instruiert Peter und mich nochmals genau. Es ist keine Hexerei, braucht einfach Übung.

Es fühlt sich schon komisch an, so ein Schlauch mit Direktverbindung zum Magen. Es ist für mich auch ein grosser Verlust, nicht mehr unabhängig zu essen und zu trinken. Auch eine grosse Umstellung im Denken, Fühlen und Handeln.

Es ist sehr gewöhnungsbedürftig.



Donnerstag, 19. März 2015

OP

Heute ist es so weit. In 4 Std werde ich operiert. Bin schon recht nervös. Da glücklicherweise alle Werte OK sind, sind die Voraussetzungen gut.

Ans Spitalleben habe ich mich so weit gewöhnt. Ich bin in einem 2er Zimmer. Manchmal hat das Nicht-Sprechen-Können auch Vorteile. Ich muss mich nicht dauernd unterhalten. Ich kann so bestimmen, wann ich mich mit Hilfe des Tablets mit der Zimmernachbarin unterhalten will.

Es ist ein Kommen und Gehen von Pflegepersonal, Aerzten, Ernährungsberaterin etc. Dazwischen Zeiten zum Lesen.  Ungewohnt die frühe Nachtruhe bereits vor 22.00 Uhr.

Leider ist das pürierte Essen hier nicht der Hit. Also Peter und ich sind eindeutig kreativer in der Zubereitung von püriertem Essen. Peter richtet es auch schöner an. Wir essen ja auch mit den Augen.

Nach der OP beginnt morgen der Aufbau mit der Sondennahrung. Dies über einige Tage, bis sich mein Körper darauf eingestellt hat. Es ist auch nicht das Ziel, mich nur über die Sonde zu ernähren. Es wird ein Nebeneinander sein. Der Druck, essen zu müssen soll weg und mir Erleichterung bringen.

Ich hoffe sehr, dass das sein wird. Ich lass mich gern positiv überraschen.




Dienstag, 10. März 2015

Schöne Überraschung

Welch schöne Überraschung! Ich hatte mich zu Hause darauf eingestellt, dass ich kaum mehr skaten kann, wegen der grossen Anstrengung.

So mietete ich klassische Langlaufskis und begab mich, seit Jahren das erste Mal wieder, in die Diagonalloipe und nicht die Skating-Loipe. Es gelang mir nicht, mich im Ski-Wandertempo vorwärts zu bewegen und ich fiel sehr schnell in einen sportlicheren Stil. Und die Puls-Uhr zeigte sehr hohe Werte an.

So beschloss ich am nächsten Tag es doch auf meinen Skating-Skis zu probieren. Und siehe da - die Pulswerte waren nicht höher - dafür hatte ich erheblich mehr Freude und Spass.

Also die gemieteten Skis retour und mit Genuss, und vielen Zwischenstopps wegen der eingeschränkten Atmung, das Tal hinunter skaten. Dazu tragen sicher das tolle Frühlingswetter, die optimalen Loipenverhältnisse - von den kühlen Nächten  hart morgens, was mit liegt - und meine 20jährige automatisierte Lauftechnik, bei.

Ich kann und darf mir dabei Zeit nehmen und die wärmende Sonne geniessen. Es ist einfach schön, dass ich dies nochmals erleben darf.

Da ich nicht so lange Strecken skaten kann, sind wir heute mit dem Auto ein Stück das Tal hinunter. So  konnte ich auch den untern Teil des Tales erlaufen.

Es ist auch Wehmut dabei. Ich weiss, dass dies vermutlich der letzte Winter ist, den ich auf den Brettern an den Füssen erlebe.

Das stückweise Abschiednehmen von so vielem ist nicht einfach. Ich fahre an den Beizli hier im Goms vorbei, wo wir so oft in den letzten Jahren etwas gegessen und getrunken haben. Das geht leider nicht mehr. Es werden keine "Menues püriert" angeboten. Auch beim Lebensmittel-Einkauf muss ich vieles, worauf ich "Gluscht" habe sein lassen.

Ich bin nun langsam aber sicher froh, dass ich nächste Woche die Magensonde erhalte. Das Essen und Trinken ist zunehmend mühsam. Der Serviettenverbrauch, weil mein Mundschluss nicht mehr will, wie er sollte, enorm. Abends, wenn die Muskeln ermüdet sind, ist Trinken beinahe unmöglich.
So muss ich schauen, dass ich tagsüber auf genügend Flüssigkeit komme. Smoothies, Suppen und Birchermüesli püriert tragen da glücklicherweise einen grossen Teil bei.

So geniesse ich nun die letzten Tage hier in Oberwald und tanke auf für den bevorstehenden Spitalaufenthalt.